
CWD, oder Chronische Auszehrungskrankheit, ist eine schwerwiegende Prionenkrankheit (krankheitserregende Proteine), die Hirsche, Elche und andere Paarhufer befällt. Ähnlich wie BSE bei Rindern oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen, ist CWD unheilbar und verläuft tödlich. Betroffene Tiere zeigen Gewichtsverlust, Verhaltensänderungen und neurologische Symptome. Aber wie groß ist die Gefahr für den Menschen?
Wie gefährlich ist CWD für den Menschen?
Obwohl bisher keine direkten Übertragungen von CWD auf den Menschen nachgewiesen wurden, besteht aufgrund der Ähnlichkeit zu anderen Prionenkrankheiten ein Forschungsbedarf. Die lange Inkubationszeit (Zeitraum zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) erschwert die Risikobewertung. Der Verzehr von infiziertem Wildbret wird als potenzieller Übertragungsweg untersucht. Daher ist Vorsicht geboten. Prof. Dr. med. Elke Schmidt, Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Robert-Koch-Institut, betont: "Obwohl das Risiko gering erscheint, ist weitere Forschung notwendig, um die Übertragbarkeit von CWD auf den Menschen vollständig auszuschließen."
Wie weit verbreitet ist CWD?
Die Verbreitung von CWD variiert regional. In Teilen Nordamerikas und Europas ist die Krankheit bereits weit verbreitet, während andere Regionen noch nicht betroffen sind. Faktoren wie die Populationsdichte, der Kontakt zwischen kranken und gesunden Tieren und die Umweltpersistenz der Prionen beeinflussen die Ausbreitung. Überwachungsprogramme mit Tierproben helfen, die Ausbreitung zu kontrollieren und frühzeitig zu erkennen.
Was kann man gegen CWD tun? Prävention und Maßnahmen
Da es keine Behandlung für CWD gibt, konzentrieren sich Maßnahmen auf Prävention:
Intensive Überwachung: Regelmäßige Tests von erlegten Tieren sind essentiell für die frühzeitige Erkennung von Ausbrüchen. Dies ermöglicht gezielte Gegenmaßnahmen.
Selektiver Abschuss: Infizierte Tiere müssen aus der Population entfernt werden, um die Ausbreitung zu begrenzen. Diese Maßnahme, obwohl drastisch, ist zum Schutz der gesunden Tierpopulation unerlässlich.
Stringente Hygiene: Bei der Wildverarbeitung ist höchste Hygiene geboten. Jagdwerkzeuge und Kleidung müssen gründlich desinfiziert werden, um eine Kontamination zu vermeiden. Dr. Martin Bauer, Wildtierarzt und Experte für CWD am Bundesamt für Naturschutz, empfiehlt: "Die gründliche Reinigung von Jagdausrüstung ist genauso wichtig wie das Händewaschen nach dem Toilettengang."
Öffentlichkeitsarbeit: Die Aufklärung von Jägern und der Bevölkerung über Risiken und Schutzmaßnahmen ist entscheidend für eine effektive Prävention. Nur durch gemeinsames Handeln kann die Ausbreitung von CWD eingedämmt werden.
Was passiert in der Forschung?
Die Forschung konzentriert sich auf:
Verbesserte Diagnostik: Schnellere und zuverlässigere Tests sind wichtig für die frühzeitige Diagnose.
Effektivere Dekontamination: Methoden zur Entfernung von Prionen aus der Umwelt werden erforscht.
Therapie und Impfstoffe: Die Entwicklung von Medikamenten oder Impfstoffen ist ein langfristiges Ziel.
CWD-Risiko und Wildverzehr: Eine Risikoanalyse
Der Genuss von Wildfleisch birgt, insbesondere in CWD-betroffenen Gebieten, ein, wenn auch geringes, Risiko. Welche Maßnahmen minimieren dieses Risiko?
Wie sicher sind Dekontaminationsmethoden? Derzeit gibt es keine Methode, die CWD-Prionen vollständig aus Fleisch entfernt. Hochwertige Hitzebehandlung (über 130°C) reduziert die Prionenlast, eliminiert sie aber nicht vollständig.
Vorsichtsmaßnahmen: Der Verzehr von Wild aus Gebieten mit niedrigem CWD-Vorkommen ist ratsam. Eine sorgfältige Untersuchung des erlegten Tieres auf sichtbare Krankheitssymptome vor der Verarbeitung ist unerlässlich. Die Einhaltung strenger hygienischer Maßnahmen bei der Zubereitung ist von großer Bedeutung.
Rolle der Regulierung: Transparente Kennzeichnung und strenge staatliche Regulierungen sind unerlässlich, um den Verbraucher zu schützen und die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.
Zukunft der Wildfleischproduktion: Investitionen in Forschung, verbesserte Überwachungsmaßnahmen und internationale Standards sind notwendig für eine nachhaltige und sichere Wildfleischproduktion.
Drei zentrale Punkte zum Mitnehmen:
- CWD ist eine unheilbare Prionenkrankheit mit potentiellem, wenn auch noch nicht eindeutig nachgewiesenem, Risiko für den Menschen.
- Prävention durch Überwachung, selektiven Abschuss und strenge Hygienemaßnahmen ist essentiell.
- Forschung und Entwicklung von besseren Diagnostik- und Dekontaminationsmethoden sowie potentiellen Therapien sind unerlässlich.